Augstein trifft mit Hendrik Streeck eines der prominentesten Gesichter der Corona-Krise. Der Virologie-Professor an der Uniklinik Bonn erzählt im Gespräch mit Jakob Augstein, wie es sich anfühlt, wenn eine gesamte Nation auf einen blickt, um „die Wahrheit“ über das Virus zu erfahren. Wie erschreckend ist es, wenn man als Wissenschaftler plötzlich aggressiv angefeindet wird, weil man statt einer absoluten Wahrheit nur Erkenntnisse mit angesagt begrenzter Haltbarkeit über das Virus verkünden kann?
Mit dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach spricht Jakob Augstein über die Kommunikationsleistung der politischen Akteurinnen und Akteure. Wurde in dieser neuen existenziellen Erschütterung glaubwürdiger agiert als zur Zeit der Migrationskrise? Mit dem ehemaligen Innenpolitik-Chef der „Süddeutschen Zeitung“, Heribert Prantl, debattiert Augstein wiederum über die Rolle der Medien in der Corona-Krise, und die Erkenntnistheoretikerin Elke Brendel umreißt im Gespräch, was Wahrheit philosophisch überhaupt meint und welche Bedeutung das Konstrukt für eine Gesellschaft hat.
Die „Fridays for Future“-Aktivistin Line Niedeggen hofft hingegen, dass der Bedeutungszuwachs der Wissenschaft im öffentlichen Diskurs auch Auswirkungen auf ihren Kampf gegen den Klimawandel hat.
Woran glauben wir als Gesellschaft noch? Was ist unser kleinster gemeinsamer Nenner? Der Begriff Wahrheit jedenfalls ist zuletzt unter Beschuss geraten. Nach den gesellschaftlichen Umwälzungen der Migrationskrise hat der Kampf um Deutungshoheit im Zuge der Virus-Bekämpfung nochmals neue Ausmaße angenommen.